Wenn ein Trainer innerhalb einer Fußballmannschaft rotieren lässt, dann weiß jedermann, was damit gemeint ist, nämlich ein Wechseln von Spielern, die zum Einsatz kommen. Wie verhält es sich aber bei einem Verein, der sich für das Rotieren entschieden hat. Werden da etwa die Funktionäre ausgetauscht? Keineswegs, wie Kirsten Ulrich, Vorstandsmitglied des Sporttreffs Karower Dachse, versichert: "Unser rotierendes System beruht einzig und allein auf dem Erlernen und Ausüben unterschiedlicher Sportarten innerhalb eines Jahres. Dafür haben wir den Begriff Sportarten-Karussell geprägt."
Das Projekt basiert auf der Grundidee, Kindern, und um die geht es hauptsächlich, innerhalb von zehn Monaten, also von Anfang bis Ende eines laufenden Schuljahres, die Gelegenheit zu verschaffen, sich aus einem Angebot von fünf verschiedenen Sportarten jene auszusuchen, die ihnen am besten zusagt und den größten Spaß bereitet. Bei diesem Hineinschnuppern handelt es sich quasi um eine Basisausbildung, wo bestimmte Fähigkeiten beziehungsweise Abläufe gefordert und gefördert werden. Gezeigt werden dabei moderne, freizeitorientierte, teilweise auch unbekannte Bewegungsformen, die anregen sollen. Nur allzu verständlich ist, dass im Hintergrund die Überlegung mitspielt, möglichst soviel Interesse bei jedem Einzelnen geweckt zu haben, dass später eine Mitgliedschaft im Verein praktisch die logische Folge ist.
Seit nunmehr zwei Jahren dreht sich im Nordosten von Berlin das Sportarten-Karussell, das einen erstaunlichen Zulauf registriert und jeweils freitags stattfindet, so dass in der Halle an der Achillesstraße ein wahres Gewusel, aber stets geordnetes und diszipliniertes Miteinander herrscht. Schließlich tummeln sich neben den Kurs-Teilnehmern auch noch mehrere andere Gruppen, unter anderem aus der umfangreichen Eltern- und Kind-Abteilung.
Folgende Regelungen gelten für das Rotationsprinzip des Schuljahres 2011/2012:
Von Anfang September bis Ende Oktober konnte das Inlineskaten ausprobiert werden, bis Weihnachten folgte dann ein spezielles Rhönrad-Training und im Januar und Februar der von Patricia Grünert geleitete und mit großer Begeisterung aufgenommene Hip-Hop-Kurs für Sechs- bis Zehnjährige. Als Letztes kommen nun noch Trampolin bis Ende April und anschließend Tennis an die Reihe. Also ein buntes, abwechslungsreiches Programm, für das selbstverständlich gut ausgebildete Übungsleiter und Trainer zur Verfügung stehen, die mit viel Einfühlungsvermögen auf die Neulinge zugehen und versuchen, ihnen in jeweils in acht Trainingseinheiten den Sport schmackhaft zu machen.
Das übergreifende Motto lautet: Kreativ, Tanz und Turnen und bildet in der von Peter Herbaum geleiteten Abteilung eine Art Auffangbecken für all jene, die noch auf der Suche sind. Bei den Karower Dachsen, einem noch recht jungen Verein, der 1999 gegründet wurde, können insgesamt 30 unterschiedliche Sportarten betrieben werden, von A wie Aerobic bis Z wie Zirkusschule, wobei dank des Karussells noch die eine oder andere in jüngster Zeit hinzugekommen ist. Beispielsweise Hockey, wo inzwischen 80 Jungen und Mädchen daran ihren Gefallen gefunden haben und unter der Federführung von Frank Schweizer eifrig trainieren, um so auch an Rundenspielen teilnehmen zu können.
Gerade im Aufbau befindet sich eine Rhönrad-Gruppe, die Petra Tamm peu á peu nach vorn bringen will, denn der Norden Berlins bildet in dieser Beziehung einen weißen Fleck auf der Landkarte. Als Fachwartin für diese Disziplin im Berliner Turn- und Freizeitsportbund sowie langjährige Aktive bei der TSG Steglitz weiß die Mutter von fünf Kindern, Matthis, der Jüngste ist gerade zwei Jahre alt, ganz genau, was zu tun ist, um eines Tages Erfolg zu haben.
"Zum Glück war der Verein in der Lage, kostengünstig im letzten Sommer 14 Räder anzuschaffen, so dass ich nun gemeinsam mit Franziska Nippe geregelte Übungsstunden durchführen kann."
Auch in Zukunft möchte der Verein neue Trend- und Funprojekte zur Disposition stellen, erklärte Birgit Drahtschmidt, die engagierte Geschäftsführerin der Karower Dachse und wichtige Ansprechpartnerin. "Im Augenblick sind wir dabei, die Konzepte für das nächste Kurs-Jahr zu entwickeln. Natürlich wollen wir uns auch da wieder etwas Spezielles einfallen lassen, so wie wir das in der Vergangenheit schon getan haben, als wir unter anderem Cheerleading, Crosslaufen und Dirtbiken angeboten haben."
Die Idee des Sportarten-Karussells stammt übrigens von der Musikschule, die ebenfalls ein Teil des Vereins ist und 2006 damit begonnen hatte, Kindern im Alter von sechs bis neun Jahren die Möglichkeit zu eröffnen, verschiedene Instrumente kennenzulernen und sie auszuprobieren, um sich dann vielleicht eines Tages für eine Gitarre, Block- oder Querflöte, die Trompete, das Saxophon, Schlagzeug oder Keyboard zu entscheiden.
Vom Instrumenten- zum Sportarten-Karussell war es also gar kein allzu großer Schritt. Was bislang nur für Kinder und Jugendlichen galt, das wird inzwischen auch für Senioren praktiziert. "Aktiv über 50" heißt das Programm, das nach einer Bedarf-Analyse erstellt und vor einigen Monaten in die Tat umgesetzt wurde. "Weg vom Sofa - aktiv im Team Gleichgesinnter mit mehr Beweglichkeit, Spaß und Lebensfreude." Dabei sollen neben den sportlichen Aktivitäten und dem Gesundheitsaspekt vor allem auch Ernährungsfragen behandelt werden.