Bis zum 31. August 2019 konnten sich die im Landessportbund Berlin organisierten Vereine und Verbände für den „Zukunftspreis des Berliner Sports 2019“ bewerben und insgesamt 25.000 Euro gewinnen. Der Gewinner erhielt 7.000 Euro und freut sich riesig darüber.
Jessica Midasch erfüllt sich einen Herzenswunsch. Die ehemals an Leukämie erkrankte 20-Jährige gründete HOPE – ein Sportprojekt für an Krebs erkrankte Kinder, Jugendliche und ihre Geschwister. Der Vorstand des TSV 58 übernimmt die Verantwortung für dieses einzigartige Projekt.
Sie haben hart gekämpft: über Jahre beherrschte die Leukämie das Leben von Familie Midasch. Und auch vier Jahre nach Therapieende hat die Krebserkrankung von Tochter Jessica große Bedeutung. Denn nach der erschöpfenden Zeit im Krankenhaus beginnt für die Patienten und Angehörigen ein neuer Kampf – der ins „normale“ Leben. Neben den psychischen Wunden, die es zu heilen gilt, ist Sport und Bewegung ein wichtiger Aspekt, um wieder zu Kräften zu kommen.
„So gehen die 'Onko-Kids' zwar irgendwann wieder zur Schule, aber sie schaffen es oft nicht, am normalen Sportunterricht teilzunehmen. Die Kraft reicht einfach nicht. Und diese Kinder und Jugendlichen nicht zu benoten, ist auch keine Lösung. Das ist einfach nur frustrierend“, sagt die 20-jährige Jessica. Das habe sie am eigenen Leib erleben müssen. Sie habe sich damals einen „geschützten Raum“ unter Ihres gleichen gewünscht, in dem man sich nicht seiner Schwäche und seines Aussehens wegen schämen brauche.
Veränderten Körper neu kennenlernen
Die durch Chemotherapie und andere Medikamente oft völlig entkräfteten jungen Patienten, die sich aufgrund großer Schmerzen gar nicht mehr bewegen wollten, brauchen eine einfühlsame und sanfte sportliche Betreuung.
„Es gibt im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt – abgesehen von Reha-Aufenthalten - keine weiterführenden Sportangebote in Berlin. Das ist in Leipzig oder Heidelberg anders. Dabei ist es so wichtig, wieder neues Vertrauen in seinen Körper zu gewinnen“, erklärt Jessica Midasch. Ein solches Angebot zu schaffen sei ihre eine Herzensangelegenheit, betont sie.
Mit Geschwistern wieder Spaß haben
Mit viel Unterstützung hat sie deshalb im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) bei TSV 58 das Projekt HOPE (Healthy Onko People) gegründet und schließt damit eine Lücke. Ihre Schwester Lea und die Eltern helfen kräftig mit. Und nicht zu vergessen, der Charlottenburger Turn- und Sportverein von 1858 e.V. (TSV 58).
„Dieser Verein hatte den Mut, uns zu unterstützen. In der TSV-Mitarbeiterin Beatrix Birki haben wir tatkräftige Unterstützung bekommen. Wir sind dankbar für den Vertrauensvorschuss. Gemeinsam mit dem Verein suchen wir weiterhin nach Unterstützern und Sponsoren.“ Denkbar wären auch Patenschaften, über die der monatliche Vereinsbeitrag von 10 Euro gezahlt würden, so Beatrix Birki, die feststellt: „Ohne Spenden geht es nicht.“ Auch sollen Medizin- und Sportstudierende als Honorarkräfte gewonnen werden.
Trainer und finanzielle Unterstützer gesucht
Auch wenn HOPE finanziell noch nicht auf eigenen Beinen steht, so stellt der Verein bereits das Bewegungsangebot sicher. Seit Mitte September finden beim TSV 58 Sportkurse für Kinder und Jugendliche statt - sowohl für 'Onko-Kids' als auch für Geschwisterkinder. Letztere haben oft zurückstecken müssen.
Jessicas Schwester erklärt: „Ich habe mich quasi unsichtbar gemacht. Denn ich wollte ja meine Schwester und Eltern nicht noch zusätzlich belasten. Ich war außerdem sehr oft allein. Für mich als damals 12-Jährige war das nicht einfach.“ Umso schöner sei es, später etwas mit den wieder gesundwerdenden Geschwistern gemeinsam machen zu können. Der Sport sei auch eine gute Gelegenheit, sich auszutauschen, und im Umgang mit den ehemals kranken Geschwistern Sicherheit zu erlangen. Die heute 18-jährige Lea appelliert: „Achtet auch auf das Umfeld der Erkrankten!“
Jessicas Mutter ist neben ihrer selbstständigen Tätigkeit an mindestens einem Tag der Woche ganztägig für das Projekt aktiv. Dazu gehört auch, auf das HOPE-Projekt aufmerksam zu machen. Etwa freitags, wenn sie mit Beatrix Birki, Jessica und dem FSJler Filip zum „offenen Turnprogramm“ für Onko-Kids einlädt.
Wir machen draußen vor der Tagesklinik der Charité auf dem Virchow-Campus Training.“ Ganz nach dem HOPE-Motto: „Traue Dich. Hab' Spaß!“
Trainingszeiten: mittwochs von 15.45 bis 16.45 Uhr in der Krummestraße 10, 10585 Berlin. Parallel dazu gibt es im Vereinsheim ein Elterncafé (Healthy Onko Parents). Jugendliche treffen sich donnerstags um 18.30 bis 20.00 Uhr am Halemweg 34, 13627 Berlin.
Fragen zum Angebot können über info@tsv58.de oder telefonisch unter 030/93 93 17 41 gestellt werden.
Flyer-Link: https://www.tsv58.de/de/aktuelles/projekt-hope/
Spendenkonto: DE39 1007 0848 0456 45890 Referenz: HOPE