Ein kleiner Verein aus Friedrichshain hat geschafft, was sich so manch großer aus Berlin auch wünschte, nämlich an bevorzugter Stelle in brasilianischen Tageszeitungen erwähnt zu werden - und das sogar mit Bild. Was allerdings in erster Linie der Hauptperson geschuldet war, Angela Merkel. Sie hatte sich im Sommer 2007 mit der Gruppe von Menino do Curuzu, die anlässlich des Tags der offenen Tür im Bundeskanzleramt mit einer spektakulären Vorführung am Ufer der Spree aufwartete, fotografieren lassen.
"Das hat damals richtige Wellen geschlagen", erinnert sich Brigitta Bremme, die Pädagogische Betreuerin. Kein Wunder, denn in jenem südamerikanischen Land, das in zwei Jahren die Fußball-WM und 2016 die Olympischen Spiele ausrichtet, besitzt Capoeira nicht nur einen besonderen Marktwert, sondern hat seit einiger Zeit in den Schulen Einzug gehalten und wird dort offiziell unterrichtet.
Davon ist man in Berlin meilenweit entfernt - und dennoch hat der seit nunmehr einem Jahrzehnt existierende Verein für so manche Aufmerksamkeit gesorgt, beispielsweise durch seine gelungenen Präsentationen während des Welt- und Familienfestes am Boxhagener Platz, bei Workshops an Schulen und Freizeiteinrichtungen, beim Tag Integration durch Sport und Karneval der Kulturen oder auch beim Antirassismus-Tag auf dem Alexanderplatz, wo man sich für Freiheit und Menschenrechte einsetzte. Außerdem engagierte sich der Verein bei verschiedenen Projekten des Verbandes Sportorientierter Jugendarbeit (Soja), der Sozialraum AG und bei einem Theaterstück..
Die Anfänge des Menino do Curuzu e. V. gehen auf den 16. Oktober 2003 zurück, als aus einem zwei Jahre zuvor ins Leben gerufenen Projekt der AWO Friedrichshain ein richtiger Verein entstand, der in der Emanuel-Lasker-Schule sein Domizil hat - bis auf den heutigen Tag. Entscheidend in ersten Phase war das gute Zusammenwirken vom Contramestre Vagner, einem erfahrenen Lehrer aus Salvador da Bahia, und Brigitte Bremme, einer Kita-Leiterin aus Friedrichshain, die die Weichen in punkto Trainingsstätte stellte. Vornehmlich minderjährige, unbegleitete Kinder aus Angola, Bangladesch, Sierra Leone und dem Kongo fanden hier ein interessantes Betätigungsfeld vor, ebenso aus Kasachstan und dem Kosovo. Und schon damals wurde kein Unterschied zwischen Menschen mit und ohne Behinderung gemacht, was heutzutage gern unter dem Begriff Inklusion firmiert.
Es gab Zeiten, da hatte der Verein einen großen Zulauf, hatte 80 und mehr Mitglieder. Inzwischen ist die Zahl auf etwa die Hälfte geschrumpft. " Weil", so Brigitta Bremme, "viele Jugendliche andere Interessen haben und lieber vor dem Computer und Fernseher sitzen als sich zu bewegen. Deshalb haben wir auch unser Profil verändert und sind dabei, neue Wege zu gehen, um unseren Sport mehr Interessenten schmackhaft zu machen. Wir denken dabei durchaus auch Senioren-Freizeitstätten.
" Mit Vagner, der 1999 nach Berlin kam, allerdings des Deutschen immer noch nicht so ganz mächtig ist, steht ein hervorragender Fachmann zur Verfügung, der nicht nur Capoeira und seine Geschichte hervorragend herüberbringt, sondern der inzwischen auch viel von der deutschen Mentalität verinnerlicht hat, beispielsweise was die Pünktlichkeit, das Einhalten von Verbindlichkeiten und die Vereinsstrukturen anbelangt.
Dass der Verein in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, geht schon daraus hervor, dass er für sein Engagement mit Kindern und Jugendlichen mehrere Auszeichnungen erhielt, so eine Urkunde "Aktiv für Demokratie und Toleranz" sowie den vom DOSB und den Raiffeisen/Volksbanken initierten Stern des Sports in Silber und Bronze.